Gestern haben wir sie begraben, meine Tante, auf dem Friedhof Knauthain. Der Pfarrer sprach interessanterweise auch über das Phänomen Zeit. Es soll wohl so sein, sagen die Christen, dass wir aus dem Leben und der Zeit in die Ewigkeit gerissen werden. So was ähnliches habe ich vor kurzem in dem science fiction "Interstellar" gesehen. Und wir würden, wenn wir aus dem Leben fallen, nicht irgendwohin, sondern in Gottes Hände fallen. A propos, Gottes Hände. Am Grab, als die Urne mit Tantchens Asche in das mit hellgrünem Kunstrasen ausgekleidete Loch versenkt wurde, dachte ich über Gottes Hände nach. Irgendwann ist ja dann Jüngstes Gericht, alles muß raus, auch aus der Urne. Muß den nun Gott sämtliche Urnen aufschrauben, oder hilft ihm jemand, haben die denn alle Rechtsgewinde, oder manche auch Linksgewinde oder Bajonett-Verschluß oder weiß der Geier was für Zuhalte-Mechanismen? Na hoffentlich kriegt Gott keine Sehnenscheiden-Entzündung.
Mit meinem Sohn unterhielt ich mich, angeregt durch das Begräbnis, darüber, wie wir mal unter die Erde wollen. Wir beide grundsätzlich im Ganzen. Mein Sohn wünschte sich einen zugelöteten Zinksarg ind einem Stein-Sarkophag in einer Gruft. Ganz schön snobistisch, muß ich sagen. Ich wünschte und wünsche mir einen Holzsarg, ich möchte darin in einer Adidas-Jacke und meiner teuersten Hose, nämlich der vom Afrika-Korps der deutschen 2-Weltkriegs-Armee, begraben werden. Schon vor ein paar Jahren wollte mir auf dem Flohmarkt jemand für die Hose 250 € geben, ich habe sie seitdem nur einmal, vor Ehrfurcht schaudernd, angehabt.
Was mir auch noch einfiel, ist der Grund für das inzwischen endemische Verbrennen von Verstorbenen. Das mit der Hygiene glaube ich nicht so recht. Ich denke eher, dass kluge Leute dachten, wenn alle Leichen oder Leichen-Ähnlichen verbrannt werden, dann kriegt mann auch die Vampire dran.
Jetzt muß ich erstmal los, in die Nacht. Bis bald GAPD