Schon wieder Blut



Schon wieder Blut
Als ich gestern zum Kletterturm fuhr, lief mir Blut aus der Nase. Nach einer Weile dachte ich, ich hätte alles Blut runtergeschluckt und schneuzte mich wie ein echter Radrenn-Fahrer. Und schwupp war mein rechter Unterarm voller Blutspritzer. Na toll, dachte ich mir, und trat nochmal richtig rein ins Fixie.
 Bei der aktuellen Blutgeschichte geht es um Achilles, den Typ mit der besonderen Ferse. Ich las vor ein paar Wochen ein Theaterstück von Heinrich von Kleist; „Penthesilea“. Eine interessante Geschichte zum Thema Paarbildungsstrategien im Wandel der Zeiten. Dabei fällt mir eine Lesung in einem Kulturhaus in der 1990er Jahren  ein. Der Saal war übervoll, ich fand ein Plätzchen zum Sitzen am Rande der Bühne. Und schlief nach den ersten Worten der Lesung sofort ein. Als ich aufwachte, musste ich pinkeln. Ich lag am linken Rand der Bühne, und genauso wie den Vortragenden schaute das mehrhundertköpfige Auditorium auch mich an. Ich dachte mir, schnell aufs Klo, und, das Weinglas dort, das muß stehen bleiben. Und schwupps, war ich in meiner Schlaftrunkenheit auch schon über das Glas gestolpert. Ich bin nach dem Pinkeln nicht wieder zurück in den Saal und habe somit auch nie etwas über die „sechs Paarbildungsstrategien nach Siegmund Freud“ erfahren.
Bei Pethesilea (P) und Achilles (A) gab es nur eine Paarbildungsstrategie, nämlich DRAUFHAUEN. Am Beginn des Stückes hauen sich Griechen und Trojaner gegenseitig auf die Omme, dass es nur so kracht. Auf einmal kommen die gesammelten Amazonen angerauscht und hauen sowohl den Griechen als auch den Trojanern gleichermaßen auf die o.g. Ommen. Was bleibt da übrig, als unter Gründung einer zeitweiligen Zweckgemeinschaft zu versuchen, soviel geballter militanter Weiblichkeit zu widerstehen. Mann überlebt grade so und wundert sich, besonders über den Wahn der Amazonenkönigin P, ausgerechnet den unbesiegbaren Held aller Helden A zu besiegen. Dem gelingt es, P zu verwunden. Sie wird in ihr Hauptquartier gebracht, A setzt nach, wahrscheinlich schon verliebt. Dort wird ihm erzählt, dass Amazonen mit Männern nicht viel am Hut haben. Das weiß er schon. Manchmal brauchen Amazonen aber auch Männer, wegen der Fortpflanzung. Konnte sich A auch denken. Was er nicht weiß, ist, dass die Götter/ Priester ihn P zu diesem Behufe zuwiesen. Und das sie, wie jede ordentliche Amazone, sich den Vater ihrer ungeborenen Kinder selbst im Kampf fangen muß. Es gibt jetzt noch ein paar verliebte Blicke, kurzes Herumgestreite, „gehen wir auf deine oder meine Burg?“. Dann tauchen ein paar Amazonen-special-forces auf und A muß abhauen. Wieder zu Hause in seinem Hauptquartier ist er immer noch verliebt und nörgelt herum, dass dieser blöder Trojanische Krieg ja auch mal ein oder zwei Monate warten könne. Er wolle nur mal eben auf Ps Burg und habe auch schon einen Plan. Er wolle sich zu einem Zweikampf stellen, so tun, als ob er verlöre und schon dürfe er ins königliche Bettchen. Gesagt getan. Am nächsten Tag lungert A voller Vorfreude im Wald herum, P kommt schwer bewaffnet mit Gefolge und Hunden angerauscht und…erschießt A. Einfach so, durch den Hals. Der aufmerksame Leser wird jetzt sagen: „Ein Hals ist keine Ferse.“ Stimmt, und Kleist ist nicht Homer. A ist trotzdem tot. P fällt erst Mal mädchenhaft in Ohnmacht. Nach dem Aufwachen ist sie so erbittert über den Tod des Geliebten, dass sie einfach so stirbt. Nach dem P tot ist, stellt ihre Schwester noch freundlicherweise fest, das „sie sank, weil sie (Penthesilea) zu stolz und kräftig blühte.“ Was ich beinahe vergessen hätte, ist, dass P den fassungslos sterbenden A noch in die Brust biss und sein Blut trank. Ich habe doch nochmal über Paarbildungsstrategien recherchiert, das mit dem auf-die-Omme-hauen und dem vielen Blut brauchst es nicht mehr. Es gibt inzwischen jede Menge angeschmuddelte Kneipen mit schwerhörigen Kellnern, in denen man sich in aller Ruhe gegenseitig ins Bett brüllen kann. Und bluten muß auch keiner mehr, nur sein Bier gleich bezahlen. Prost und Waidmannsheil wünscht GAPD

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen